„Ich will das
tun, was heterosexuelle Pärchen auch selbstverständlich dürfen: Auf
einer Stufenparty Händchen halten, von der neuen Liebe erzählen. Es
ist einfach ein besseres Gefühl zu sich zu stehen.“
Schülerin, 15 Jahre:
In der 6.
Klasse hat eine eifersüchtige Freundin mich und meine beste Freundin
als Lesben bezeichnet. Damals wusste ich noch nicht, dass das was
mit mir zu tun haben könnte und meine Mitschülerin wusste
wahrscheinlich auch nicht so genau was sie da sagt. Klar war, dass
sie uns beschimpfen wollte.
Schwuchtel als Schimpfwort, Kritzeleien auf der Schulbank – die
Lehrer und Lehrerinnen lassen das unkommentiert so stehen.
Wenn schwul oder lesbisch Sein in der Schule auf positive,
selbstverständliche Weise thematisiert werden würde, dann hätte ich
bestimmt auch früher realisiert, dass ich mich in Frauen verliebe
und hätte mir auch weniger Sorgen über die Reaktionen meines
Umfeldes gemacht.
Ich habe mich in der Schule geoutet, weil ich mich nicht verstecken
will. Ich will das tun was heterosexuelle Pärchen auch
selbstverständlich dürfen: Auf einer Stufenparty Händchen halten,
von der neuen Liebe erzählen. Es ist einfach ein besseres Gefühl zu
sich zu stehen.
Klar gab es Blicke – das verunsichert. Man fragt sich einfach was in
den Köpfen vorgeht. Vor allem da eher getuschelt, als dass direkt
angesprochen wird.
Aber eine Mitschülerin hat mich auch mal angesprochen und gesagt,
dass sie es cool findet, dass ich zu mir stehe. Ein Lehrer bei mir
an der Schule lebt auch offen schwul – das war ein positives
Beispiel für mich. Gleichzeitig hat mir das aber auch vor Augen
geführt, dass es auch negative Reaktionen geben kann. So wurde oft
über ihn gelästert – mit einem stark sexualisierten Blick. Es wurde
nur an Sex gedacht, nicht daran, dass es auch um Liebe und
Beziehungen geht.
Meine Freunde waren in dieser Zeit weiterhin für mich da: Einer hat
sich sogar bei mir geoutet – es ist eben leichter, wenn man
Vorbilder hat und weiß, dass es irgendwie geht.
„Eine häufige
Reaktion von MitschülerInnen war auch, dass mir nicht geglaubt
wurde, da ich wohl nicht dem Klischeebild eines Schwulen
entspreche.“Schüler, 16 Jahre:
Mein Coming
Out in der 10. Klasse kam durch Zufälle zustande - Mitschüler von
mir haben ein Poster in meinem Zimmer gesehen, was nahe legte, dass
ich schwul sein könnte. Das führte zu Getuschel, ständigem Kichern
in meiner Gegenwart und es gab auch dumme Sprüche. Irgendwann
fragten sie mich unter großem Gekichere, ob ich denn schwul sei. Ich
sagte ja - da war es dann raus.
Einerseits war diese Offenheit und Klarheit gut und es gab auch
bestärkende Kommentare von Mitschülerinnen. Aber es gab auch
Vorfälle, die mich sehr verletzt haben. Es gab Gezischel auf dem
Gang: „Da geht der Schwule“, Schülerinnen sind hinter mir
hergelaufen um die Regenbogenflagge an meinem Rucksack anzuglotzen
und einmal traf ich abends zufälligerweise betrunkene Mitschüler von
mir, die mich massiv anpöbelten und bedrohten.
Der Lehrer an den ich mich nach diesem Vorfall wandte, ging nicht
auf das Thema Mobbing und wie es gestoppt werden könnte ein. Er ging
zwar allgemein auf das Thema Schwul – Sein ein, aber schien nicht
bereit konkret einzugreifen, um diese homophoben übergriffe zu
beenden. Da habe ich mich nicht ernst genommen gefühlt. Bei
Lehrerinnen und Lehrern, von denen von alleine nie Unterstützung
kam, weiß man sowieso nicht, ob man Unterstützung erhält oder eher
ins offene Messer läuft, wenn man sich an sie wendet.
Eine häufige Reaktion von MitschülerInnen war auch, dass mir nicht
geglaubt wurde, da ich wohl nicht dem Klischeebild eines Schwulen
entspreche. Scheinbar sind alle Schwulen Friseure….wenn man die
üblichen Schubladen sprengt, dann hat das Konsequenzen.
„Es ist schwierig einen Lehrer zu finden, für den es wichtig ist,
daran zu arbeiten.“ Schüler eines Gymnasiums:
„Es ist
schwierig für Themen wie Liebe, Freundschaft, Sexualität,
Schwul-Lesbisch-Sein Lehrer zu finden, für die es wichtig ist, dazu
zu arbeiten. Ich wurde als Schülervertreter nicht freigestellt für
die Vorbereitung, es gab lange Gespräche mit dem Rektor und den
Leuten von der Beratungsstelle bis wir an unserer Schule endlich ein
Projekt zu Homosexualität machen konnten.“
„Ich würde sagen, dass ich nicht ausschließen würde, später
mal etwas anderes als heterosexuell zu sein.“
Schülerin einer Gesamtschule:
Die
Veranstaltung zum Thema Sexuelle Orientierung war sehr interessant
und abwechslungsreich. Ich fand es sehr gut, dass es auch um
Sexualität als Ganzes ging und somit Homosexualität nicht wieder als
etwas Unnormales dargestellt wurde. Meine überzeugung, dass weder
Homo-, Bi-, Hetero- noch Asexualität etwas Unnormales ist, wurde
durch den Besuch und die Veranstaltung bestärkt und ich würde sagen,
dass ich nicht ausschließen würde, später mal etwas anderes als
heterosexuell zu sein.
„Ich freue mich als Lehrerin durch externe Gesprächspartner unterstützt zu
werden. In unserer Rolle sind wir oft nicht die ersten
Ansprechpartner für intime Fragen und zudem oft selbst mit dieser
Thematik überfordert.“ Lehrerin einer Gesamtschule:
Ich freue
mich als Lehrerin zu diesem Thema kompetent unterstützt zu werden.
Besonders solche für Jugendliche delikate Themen brauchen externe
Gesprächspartner, die durch ihre persönliche Erfahrung den
SchülerInnen einen ganz anderen Horizont eröffnen können. Der
Homophobie, die ich durch alle Alterststufen unserer Schule
beobachte, muss offensiv entgegen gearbeitet werden und damit sind
wir KollegInnen meist selbst überfordert und durch unsere Rolle oft
nicht die ersten AnsprechpartnerInnen für intime Fragen.
„Viele männliche Schüler hatten vor dem Workshop besonders
Schwulen gegenüber starke Vorurteile. Durch das persönliche
Kennenlernen und das sympathische Auftreten der Teamleiter von
SchLAu konnten wichtige Erfahrungen gemacht und Vorurteile abgebaut
werden.“Lehrerin des Hildegardis Gymnasiums nach einem
Workshop an der Schule:
Bei den
Schülern handelte es sich um Teilnehmer eines Kurses der
Jahrgangsstufe 10; es waren viele Schüler mit Migrationshintergrund
dabei. Bei den Vorgesprächen stellte sich – nicht überraschend –
heraus, dass etliche vor allem der männlichen Teilnehmer doch starke
Vorurteile gegen Homosexuelle, vor allem gegen männliche
Homosexuelle, hatten. Zumindest äußerten viele Verständnislosigkeit.
Der Workshop hat hier sicherlich eine änderung bewirkt; das lag vor
allem an den beiden Teamleitern, die von den Schülern und
Schülerinnen als sehr sympathisch, authentisch und kompetent
eingeschätzt wurden. Der Workshop hat dem Kurs Spaß gemacht und den
Jugendlichen wichtige Erfahrungen ermöglicht.
„Es wäre wünschenswert, wenn sich viele Schulen diesem Projekt
anschließen würden. Denn die Akzeptanz gegenüber Lesben und Schwulen
muss zur Selbstverständlichkeit werden.“Udo Hensche,
Schulpflegschaftsvorsitzender der Joseph-Beuys-Gesamtschule –
Düsseldorf:
Als ich im
Oktober 2008 über einen Newsletter von dem Projekt "Schule ohne
Homophobie - Schule der Vielfalt" gehört habe, fand ich die Idee
wirklich super. über die Webseite des Projektes konnte ich mir mehr
Informationen holen. Daraufhin habe ich den zuständigen
Abteilungsleiter in der Schule meines Sohnes informiert. Fast
zeitgleich bekam ich eine Mail der Schulleiterin, mit der ich schon
in sehr engem Kontakt stand. Sie bat mich um eine Stellungnahme und
wie das Projekt bei der übrigen Elternschaft ankommt, wenn sie die
Joseph-Beuys-Gesamtschule anmelden würde.
Als Mitglied der Schulpflegschaft konnte ich den Großteil der
übrigen Eltern gut einschätzen. Ich teilte der Schulleiterin mit,
dass es wohl keine Probleme geben würde, so dass die Schulleitung
die Schule bei diesem Projekt anmeldete. Ich informierte einen Teil
der Elternschaft darüber und bei der nächsten Sitzung der
Schulpflegschaft wurde "Schule ohne Homophobie - Schule der
Vielfalt" der Elternschaft vorgestellt. über die sehr positive
Resonanz der Elternschaft waren die Schulleiterin Regine
Brochhagen-Klein und ich sehr erleichtert.
Als das Team von SchLAu Düsseldorf das letzte Mal unsere Schule
besucht, wurden die einzelnen Teamer sehr freundlich von den
Schülerinnen und Schülern aufgenommen. Sie lernten teilweise zum
ersten Mal Schwule und Lesben kennen und stellten fest, dass es
keinen Unterschied zu anderen Mitmenschen gab. Im Nachhinein wurde
mir Seitens einiger Eltern von sehr positiven Gesprächen im
Elternhaus berichtet.
Die Mitglieder der Schulkonferenz, die aus Lehrern und Lehrerinnen,
Elternvertretern und Schülervertretern besteht, beschlossen 2009
einstimmig, dass "Schule ohne Homophobie" in das Schulprogramm
aufgenommen wird. Als Schulpflegschaftsvorsitzender bin ich stolz,
dass die Schule meiner beiden Kinder gegen Vorurteile gegenüber
Schwulen und Lesben vorgeht. Es wäre wünschenswert, wenn sich viele
Schulen diesem Projekt anschließen würden. Denn die Akzeptanz
gegenüber Lesben und Schwulen muss zur Selbstverständlichkeit
werden. Wir als Eltern müssen den Jugendlichen gemeinsam mit den
Lehrerinnen und Lehrern mit Hilfe des SchLAu-Teams vermitteln, dass
es verschiedene Lebensweisen gibt, die lebenswert sind.
Diskriminierung und Gewaltübergriffe auf Lesben und Schwule müssen
unterbunden werden.
Aktion für Vielfalt: Wilhelm-Kraft-Gesamtschule (Sprockhövel)
Stollenverkauf am Tag der offenen Tür zu Gunsten der Aids-Hilfe (Joseph-Beuys-Gesamtschule)
Die oben aufgeführten Zitate sind unterschiedliche Motive für Aktivitäten an der eigenen Schule. Auf den folgenden Seiten bekommen Sie / bekommt ihr Tipps für Aktionen und erfahrt den Weg, wie Sie /ihr Projektschule werden könnt.